Zu den Ufern des Loch Lomond 2017

Auch diesen Sommer ging es für den Stamm Baunach wieder auf Großfahrt. Unser Weg führte uns seit längerem mal wieder in den Norden, genauer gesagt nach England und Schottland, wo wir zwei aufregende Wochen verbrachten. Wir erkundeten auf unserer Rundreise auf der Insel historische Orte, lernten interessante Menschen kennen und erklommen so manchen Gipfel, auch wenn das uns fast an unsere Grenzen brachte.
Die Anfahrt gestaltete sich sehr angenehm und ohne Probleme und so fanden wir uns am Sonntagabend nach einer Tagesreise im Kleinbus und einer anschließenden etwa eineinhalb stündigen Fährfahrt von Callais nach Dover nicht nur auf der anderen Seite des Ärmelkanals, sondern auch auf der anderen Seite der Straße wieder, woran sich nicht nur die Fahrer erst einmal gewöhnen mussten.
In den folgenden zwei Tagen ging es über den Sherwood Forest, der legendären Heimat Robin Hoods, weiter zur Hadrian‘s Wall, die die Römer einst vor den angriffslustigen Schotten beschützte. Dort bot uns eine ältere Dame, die alleine auf einem großen Grundstück lebte, eine saftig grüne Wiese für unsere erste Nacht. Bei ihr kamen wir das erste Mal so richtig in Kontakt mit der ländlichen Bevölkerung (noch) Englands (obwohl wir ihr rückblickend eher einen lebendigen, schottischen Charakter zuschreiben würden) und lernten bei dieser Gelegenheit gleich ein paar neue, einheimische Vokabeln – es war wirklich jolly good! Das Wetter war bis hier hin zwar deutlich feuchter als in unseren bisherigen Fahrtenländern, jedoch noch nicht so nass, wie wir uns es ausgemalt hatten. Unser nächstes Ziel, bereits in Südschottland war New Lanark, eine stillgelegte Textilfabrik aus der Zeit der Industrialisierung, die wir einen ganzen Nachmittag lang besichtigten.
Nachdem wir nun drei Tage lang sehr viel Strecke im Auto zurückgelegt hatten, erreichten wir am Mittwoch Loch Lomond, das den nördlichsten Punkt unserer Reise darstellte. Von dort aus sah die Planung vor, zunächst den Ben Lomond, einen etwa 1000m hohen Berg direkt am See, mit Tagesgepäck zu besteigen und danach noch zwei weitere Tage mit vollem Gepäck auf dem West Highland Way zu verbringen. Letzteres blieb uns jedoch leider verwehrt.
Als wir den Ben Lomond bestiegen, spielte das Wetter zunächst gut mit. Es regnete zwar hier und da mal leicht, aber dafür waren wir ausgerüstet. Kurz vor dem Erreichen des Gipfels fing es allerdings viel heftiger an zu regnen, während der starke Wind in der Höhe das Ganze noch weiter verstärkte. Das Wasser peitschte uns regelrecht ins Gesicht und der Sturm machte das weitere Laufen zu einem Balanceakt. Aufgeben war für uns aber natürlich keine Option, deshalb stiegen wir trotz der schlechten Bedingungen immer weiter auf. Das Ziel war schließlich schon in greifbarer Nähe. Mit Mühe erreichten wir nach einem letzten, sehr steilen Stück den Gipfel und konnten uns sogar noch überwinden dort ein Foto zu machen, ehe wir so schnell wie möglich wieder herunterstiegen. Alle waren bereits so durchnässt, als wären wir einfach in voller Montur baden gegangen und auch die Regenjacken halfen in dieser Situation nichts mehr, da der Wind die Tropfen in auch jede noch so kleine Lücke trieb. Die nächsten zwei Stunden brachten uns an unsere Grenzen und umso geschockter waren wir als wir beim Abstieg mehreren Schotten in T-Shirt und kurzer Hose entgegenkamen, die das Wetter kein bisschen zu stören schien. Als wir dann endlich unten angekommen waren, mussten wir so schnell wie möglich eine Gelegenheit finden unsere Kleidung zu trocknen und uns umzuziehen. Die örtliche Jugendherberge war zum unserem Pech schon ausgebucht, deshalb waren wir gezwungen noch weiter mit dem Bus nach einer Unterkunft zu suchen. Wir bedeckten die Sitzflächen mit Plastikplanen, drehten die Heizung voll auf und fuhren los. Es dauerte sicher noch einmal drei Stunden bis wir einen Platz für die Nacht gefunden hatten, aber umso größer war die Freude nach einer Dusche in trockenen Klamotten beim Abendessen zu sitzen.
Die Tage, die eigentlich auf dem West Highland Way verbracht werden sollten, füllten wir spontan mit einem Besuch in einer Whisky-Destillerie und der Besichtigung eines Schiffaufzugs. Da unsere Schuhe sehr lange für das Trocknen im Fußraum des Beifahrersitzes brauchten, musste das Wandern leider ausfallen. Unser letztes Ziel in Schottland war die Stadt Edinburgh, wo wir als erstes den Arthur‘s Seat erklommen und den Rest der Stadt anschließend zu Fuß besichtigten. Am nächsten Morgen hatten außerdem alle noch einmal die Möglichkeit die Stadt in Kleingruppen auf eigene Faust zu erkunden, bevor wir unsere Reise fortsetzten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt, das heißt in der ersten Woche, waren wir nur zu siebt unterwegs gewesen. Dann stieß jedoch Flo noch zu uns, der wegen Problemen mit der Urlaubsplanung nachgeflogen war und so trafen wir uns in York am Bahnhof, um ihn in unseren von der Trocknung der Wanderschuhe aromatisierten Bus aufzunehmen. Den nächsten Tag verbrachten wir dann in York, wo wir am Morgen den Gottesdienst besuchten und so nicht nur einen anglikanischen Gottesdienst miterleben konnten, sondern auch noch den Eintritt für das York Minister sparten. Das war eine sehr interessante Erfahrung! Am gleichen Tag ging es im Anschluss auch noch weiter in das Black Country Museum. Dort durften wir von Zeitzeugen bzw. deren Kindern spannende Geschichten über den Alltag im England der Industrialisierung hören, die diese in original eingerichteten Häusern aus der Zeit erzählten.
Als Pfadfinder wollten wir natürlich nicht einfach auf ausgetretenen Pfaden in die großen Touristen-Hochburgen folgen und daher besuchten wir anstelle des berühmten Stonehedge, eine andere neolithische Steinformation, in diesem Fall in Avebury. Die Steinkreise in Avebury wirkten mindestens genauso sonderbar und mysteriös, wie die bekanntere Steinformation und wir konnten uns dort nicht nur ganz und gar frei auf dem Gelände bewegen sondern sogar bis an alle Steine herantreten! Die zweite Hälfte des Tages verbrachten wir dann in Bath, der Heimat von Jane Austen. Der westlichste Punkt unserer Reise war das Eden Project, welches wir am folgenden Tag besuchten, einen botanischen Garten in dem tausende Arten von Pflanzen beheimatet waren. Mehr als ein Blick von außen war für uns aber nicht möglich – der Eintritt sprengte leider unseren engen Preisrahmen zu sehr. Interessant war aber auch schon die futuristische Gebäudekonstruktion, die mit Hilfe aus Würzburg entstand. Am Nachmittag befanden wir uns dann auf den Spuren der ersten Pilger nach Amerika, als wir Plymouth inklusive historischem Hafen besichtigten, von welchem die Mayflower einst ablegte.
Um die Ursprünge der Pfadfinderbewegung im Land ihrer Entstehung zu erkunden setzten wir am nächsten Tag mit einem kleinen gelben Bot auf Brownsea Island über, wo das erste Pfadfinderlager der Welt stattgefunden hatte. Hier erkundeten wir die für den Rest Englands sehr untypische Landschaft mit exotisch wirkenden Vögeln und Pflanzen und trafen natürlich auf viele Pfadfinder aus aller Welt. Die Gelegenheit direkt an der Küste zu sein, nutze die Hälfte von uns später auch gleich einmal, um im Ärmelkanal zu baden. Sagen wir, es war erfrischend.
Am vorletzten Tag ging es dann nach London. Nach einer sehr langen Anreise durch die Vororte besorgten wir uns zuerst Tickets für die Tube, um uns schnell durch die Stadt bewegen zu können. Die ersten zwei Drittel des Tages verbrachten wir damit, uns die „must see“ Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Die Tower Bridge, der Big Ben, die Westminster Abbey und der Buckingham Palace – wir waren überall. Danach konnten wir während ein paar freien Stunden die Stadt noch auf eigene Faust erkunden. In London hatten wir zudem noch großes Glück mit dem Wetter. Wir waren sogar fast zu warm angezogen, da wir nicht mit so viel Sonnenschein gerechnet hatten.
Unsere letzte Nacht war zugleich noch unsere erste, zumindest ohne Zelt. Diese verbrachten wir direkt an der Küste. Am Morgen wandelten wir dann zum Abschluss unserer Fahrt noch an den berühmten steilen weißen Klippen Dovers entlang, bevor wir am Mittag die Heimreise antraten.
Wir freuen uns schon auf die nächsten Abenteuer!
Gut Pfad, Maxi